Cannabinoid-Spray gegen Spastik bei Multipler Sklerose
In der Therapie der Multiplen Sklerose (MS) hat es durch die Einführung zahlreicher
Immuntherapeutika in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte
gegeben. Über diese Erfolge ist allerdings die symptomatische Therapie,
v.a. zur Kontrolle der MS-induzierten Spastik, ein wenig aus dem Fokus geraten.
Dies ist insofern problematisch, da bis zu 84 % der Patienten mit MS
von Spastik betroffen sind, so Prof. Orban Aktas, geschäftsführender Oberarzt
der Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Düsseldorf.
Die MS-induzierte Spastik ist einer der Hauptgründe für schwere Einschränkungen
der Mobilität, der Gang- und der Lebensqualität bei MS-Patienten. Je
länger die Erkrankung besteht, desto häufiger tritt bei Betroffenen eine mittelschwere
bis schwere Spastik auf, wie die Auswertung von internationalen
Real-World-Registerdaten zeigte (1). Darüber hinaus bestehen oft weitere mit
der Spastik im Zusammenhang stehende Beschwerden wie Schmerzen in
den Armen, den Beinen oder im Rückenbereich (2). Weitere Beeinträchtigungen,
die im Zusammenhang mit MS-induzierten Spastik auftreten und laut Aktas
unbedingt abgefragt werden sollten, sind Blasenfunktions-, Erektions- und
Schlafstörungen.
Als Option für die symptomatische Therapie empfiehlt Aktas den Wirkstoff
Nabiximols (Sativex®-Spray). Dieses Mundspray ist in Deutschland seit über
zehn Jahren ein zugelassenes Fertigarzneimittel auf Cannabinoid-Basis zur
Add-On-Behandlung der mittelschweren bis schweren Spastik bei MS. Das
Oromukosalspray ist einfach zu dosieren, wird Studien zufolge gut vertragen
und reduziert nicht nur die Spastik im Vergleich zu Placebo signifikant, sondern
auch z.B. die mit der Spastik verbundenen Schmerzen - selbst bei Patienten
mit therapierefraktärer Spastik, so der Neurologe.
Dr. Silke Wedekind
Quellen: (1) Kister et alii, Int. J MS Care 2013, 15.146 - 58
(2) Henze at alii, Nervenarzt 2017, 88.1428 - 34, Virtuelle Pressekonferenz,
Symptomatische MS-Therapie mit Sativex® im Jahre 2021. Auslaufmodell oder aktueller
denn je?, 25. Februar 2021 (Veranstalter: Admirall)
29. Mai 2021